Sie kümmern sich um junge Menschen
vom 23. November 2016 | Quelle: Holsteiner Allgemeine
Elmshorn | Als die große Flüchtlingswelle vor über einem Jahr auf Deutschland zurollte, wandte sich der Kreis Pinneberg an alle bekannten Träger von Jugendarbeit mit der Bitte um Hilfe.
"Wir wussten, der Kreis ist gefordert und überfordert", sagte Florian Schlender, stellvertretender Fachdienstleiter im Fachdienst Jugend / Soziale Dienste des Kreises Pinneberg, jetzt in Elmshorn. "Wie gehen wir mit Ihnen um? Wo wollen sie hin?", diese Fragen hätten sich gesteltt. Anlass seiner Worte war die Eröffnung des Büros ders Trägers "Vielfalt - Interkulturelle Hilfe für Erziehungen" im ersten Stock der Marktpassage. Der ursprünglich nur in Hamburg ansässige Träger verfügt damit erstmals auch im Kreis Pinneberg über eine Anlaufstelle.
Der 2012 von Mehmet Behzatoglu gegründete Träger hat in Tornesch und Brande-Hörnerkirchen 45 Jugendliche in Obhut genommen, betreut zudem ambulant 70 Familien im Kreis. "Sie haben den Menschen sehr geholfen", bedankte sich Schendler für die gute Zusammenarbeit.
Mitarbeiter und Gäste des Trägers feierten die Büro-Eröffnung mit einem großen Fest. Behzatoglu betonte, seine Einrichtung arbeite eng mit den Behörden zusammen. "Das ist uns wichtig", so der Inhaber: "Integration bedeutet für uns, dass die Familien und Jugendlichen Deutsch lernen, sich bilden, integrieren und einen Beruf erlernen."
Ein Gasthof wird zur Unterkunft
vom 3. November 2015 | Quelle: Pinneberger Tageblatt
Tornesch | Der Kreis Pinneberg mietet das Hotel Krögers Gasthof an der Ahrenloher Straße in Tornesch, um dort 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterzubringen. Inhaber Heinz Münster, der Ende 2014 bereits den Gaststättenbetrieb des Traditionshauses aufgegeben hatte, wird nun auch keine Handwerker und Urlauber mehr beherbergen.
Im Kreisgebiet leben 88 minderjährige Flüchtlinge, die ohne ihre Familie nach Deutschland gekommen sind. Für diese Kinder und Jugendlichen muss die Kreisverwaltung Vormünder finden. Außerdem muss der Kreis sie so unterbringen, dass eine besondere Betreuung durch Pädagogen gewährleistet ist. Deswegen können die Minderjährigen nicht mit erwachsenen Flüchtlingen zusammen wohnen - es sei denn, sie kommen bei Verwandten unter.
Mieter des Gasthofs ist die Stadt Tornesch, die dort zunächst erwachsene Flüchtlinge unterbringen wollte. Der Kreis ist bis zum 31. Dezember 2016 Untermieter. Den Vertrag hat Landrat Oliver Stolz (parteilos) gestern unterzeichnet. Dem Kreis stehen elf Räume mit jeweils zwei bis vier Betten zur Verfügung. Zu den Mietkosten macht die Verwaltung keine Angaben. "Über konkrete Vertragsinhalte erteilen wir keine Auskunft. Die Miete bewegt sich aber im ortsüblichen Rahmen", teilte Oliver Carstens, Sprecher der Kreisverwaltung auf Anfrage dieser Zeitung mit. Umbauarbeiten seien für die Unterbringung nicht nötig.
Kinder und Jugendliche können ab sofort einziehen. Die Betreuung übernimmt der freie Hamburger Jugendhilfeträger Vielfalt. Sechs Fachkräfte werden sich um die Minderjährigen kümmern. Der Betreuungsdienst läuft 24 Stunden am Tag.
Die Kreisverwaltung hat sich nun etwas Luft verschafft. Jugendamtsleiter Christoph Helms sagte: "Wir suchen laufend neue Möglichkeiten der Unterbringung. Die Anmietung von Krögers Gasthof verschafft uns eine kurze Atempause, auch wenn die Gesamtlage weiter äußerst angespannt ist". Bis Ende des Jahres würden 70, für 2016 mindestens 300 neue minderjährige Flüchtlinge erwartet, teilte Carstens mit. Bisher wohnen die Kinder und Jugendlichen im Elmshorner Kinderschutzhaus, in einem Hotel in Brande-Hörnerkirchen, in einer Wohngemeinschaft in Schenefeld, sowie in Uetersener und Elmshorner Jugendhilfeeinrichtungen. Etliche wohnen bei Verwandten.
Für Münster ist es ein Abschied auf Raten. Einen Käufer für sein Hotel hat er bereits gefunden. Er selbst will an einem neuen Standort in Tornesch investieren. "Die lange Tradition unseres Familienbetriebs war für uns das größte Problem. Aber das alte Hotel auf den neuesten Stand zu bringen, ist finanziell nicht möglich", sagt Münster. Offiziell läuft sein Hotelbetrieb im kommenden Jahr noch weiter. Ende 2016 gibt es laut Münster dann drei Optionen: Kreis oder Stadt verlängern den Mietvertrag, Münster bringt selbst wieder Gäste unter oder die Abrissbirne kommt. Die Tornescher Ratsversammlung hattte im September mit einer Änderung des Flächennutzungsplans den Weg für einen Neubau an der Ahrenloher Straße geebnet. Im Gespräch ist ein Tagungshotel.